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Die Totenbücher

Altägyptisch: Rau nu peret em heru
»Sprüche für das Herausgehen am Tage«

Leitfaden und Ratgeber für die lange Reise in die Ewigkeit und durch die Unterwelt.

Die ägyptischen Totenbücher sind eine lose Sammlung von Beschwörungen und Zaubersprüchen (Spruchsammlungen). In der Regel auf Papyrusrollen geschrieben und bebildert, wurden sie Toten mit ins Grab gegeben. Diese Sprüche standen nicht nur den Königen zur Verfügung, sondern der gesamten Oberschicht.
Der Zweck der Totenbücher war der, den Verstorbenen praktische Hilfen und magische Unterstützung im Jenseits zu gewähren, ihre Versorgung und ihr Weiterleben zu sichern sowie sie vor möglichen Gefahren zu bewahren.

Die Vorläufer der Totenbücher sind in früher historischer Zeit die Pyramidentexte und dann die Sargtexte. Darauf folgten die Totenpapyri (Totenbücher). Jene Beschwörungen und magischen Texte sowie einige Hymnen sollten den Toten im Jenseits beschützen. Diese Formeln mussten unter gewissen Umständen ausgesprochen werden, damit sie dem Toten halfen, die drohenden Gefahren zu überwinden. Diese Texte wurden in mehr oder weniger großer Zahl auf Papyri zusammengefaßt, die dann in den Gräbern in Kästchen, in die Sarkophage oder auch zwischen die Mumienbinden gelegt wurden. Die Papyri variierten sowohl in der Zahl und der Auswahl der Formeln als auch in den Vignetten, die diese illustrieren. Allerdings blieb dieser Brauch, auf wohlhabendere Familien beschränkt.

Copyright Bild: Anja Semling

Abb. oben, mittig, unten: Ausschnitt aus einem Totenpapyrus. Neues Reich
Mit Kursivhieroglyphen beschriftet.



Was die Totenbücher nicht sind: Ritualtext, ein Buch, eine Art 'Bibel', Tibetisches Totenbuch. Der Gelehrte Richard Lepsius führte im 19. Jahrhundert die Bezeichnung »Toten-Buch« ein. Der längste Totenpapyrus den die Wissenschaft kennt, ist jener des vornehmen Thebaners Ani. Sein Papyrus mißt etwa 24 Meter.

Im Totenbuch wird die Reise der Seele nach dem Tode, das Totengericht und das Leben im Iaru-Gefilde beschrieben. Das Totenbuch war der große Begleiter im Jenseits der Alten Ägypter. Es liefert mit seinen Sprüchen die vollständigste Vision der Welt der Toten. Es beinhaltet zahlreiche Sprüche, um die Uschebtis zu beleben, die Opfergeben zu empfangen, zu essen, zu trinken, die Welt der Lebenden zu besuchen sowie am Abend wieder in die Barke des Re zurückzukehren und sich gegen die Feinde in der Unterwelt zu verteidigen.


Der Sonnenlauf stand im Neuen Reich im Zentrum des Jenseitsglaubens. An ihm wollte der verstorbene König teilhaben, um in den ewigen Zyklus von Auf- und Untergang, Leben und Tod eingebunden zu sein. Den gleichen Zweck erfüllte für nichtkönigliche Personen das auf Papyrus geschriebene »Totenbuch« mit seinen unzähligen Sprüchen.

Das Totenbuch unterscheidet zwischen verschiedenen Konstituenten des Menschenwesens:

  • Der irdische Körper (nach dem Tode der mumifizierte Körper).

  • Das KA: eine Art geistiger Doppelgänger des irdischen Körpers. Spielt nach dem Tode des irdischen Körpers, ungefähr die gleiche Rolle, wie die des irdischen Körpers während des irdischen Lebens. Um das Ka nach dem Tode des Menschen am "Leben" zu erhalten, bedurfte es dem einbalsamierten Leichnam.

  • Als drittes Bestandteil des Menschenwesens: Khaibit ("Schatten"); dies war das Substrat aller elementaren Begierden, Leidenschaften, Antipathien, Laster usw. Das Khaibit lief, infolge seines verdorbenen Zustandes, im Jenseits eine große Gefahr: es konnte zerstört, verzehrt, geraubt werden.

  • Die "Seele" BA des Verstorbenen war mit dem "Herzen" IB verbunden. Der Ba war als ein Vogel mit Menschenkopf dargestellt; dem Khaibit gegenüber ist der Ba eine höhere Seele, die des Urteilens und einer einsichtsvollen Unterscheidung fähig ist. Der Ba und IB waren vom "zweiten Tode", d.h. von der Zersetzung und von dem allmählichen und endgültigen Verlust der Bewußtheit bedroht.

  • Eine weitere wesentliche Komponente des Menschen war sein Name.

  • Ach: eine Art "Lichtgeist" löste sich nach dem Tode eines Menschen von dessen Körper.

Abb. oben: Ausschnitt aus einem Totenpapyri zur Zeit des Neuen Reichs. Ganz links die Waage der Gerechtigkeit mit Thot und Anubis; in der Mitte die Göttin Maat mit Feder auf dem Kopf und Papyrusdolde-Stab in der einen Hand, in der anderen das Symbol Anch. In weißem Gewand der Verstorbene. )

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