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Feste und Musik

Die Ägypter kannten eine Vielzahl von Festen:


Copyright & Zeichnung: Anja Semling

  • Bauernfeste zur Ernte, Überschwemmung und Aussaat.
  • Familienfeste wie Geburten und Begräbnisfeiern.
  • Volksfeste am Neujahrstag.
  • Feste zu Beginn der Jahreszeiten.
  • Königliche Feste wie die Thronbesteigung.
  • Das Sed-Fest und das Opet-Fest
  • Feste zu Ehren des Nils.
  • Außerdem jährliche Feste zu Ehren der Götter, wie: das "große Fest des Min", "Fest der Isis", "Fest der Bastet", Geburtstage von Göttern, z.B. die 5 Epagomenen am Jahresende.
  • Das Tal-Fest zu Ehren der Verstorbenen.

Festlichkeiten zu Ehren der Götter zogen oft eine große Bevölkerungsmenge an, was vor allem für die Mysterien der Isis und des Osiris gut belegt ist.

Herodot: »Festversammlungen und Prozessionen und Festzüge mit Darbringungen haben in aller Welt zuerst die Ägypter veranstaltet.«


Sed-Fest (Hebsed) = Jubiläumsfest

Das Sed-Fest war ein Jubiläumsfest des Königs, üblicherweise gefeiert nach 30-jähriger Herrschaftszeit. Allerdings hat Pharao Amenophis III. mehrere Sed-Feste (kurz hintereinander) begangen. Das Fest hatte magischen Charakter, während dessen man dem alternden König seine Lebenskraft zurückgab. Nach Moret "erneuert" das Hebsed "zugunsten des Königs von Ägypten das Mysterium der Wiedergeburt, verleiht ihm periodisch ein erneuertes Leben".

Es ist möglich, dass diese Rituale die Opferung (Tötung) des alternden Königs ersetzten, die vielleicht noch in historischer Zeit praktiziert wurde?

Abb. rechts: Zwei namenlose "königliche Kinder" schütteln während eines Sed-Festes Sistren (rituelle Rasseln). Zur Zeit des Amenophis' III.


Nach Moret beinhaltet das Sed-Fest drei verschiedene Zeremonien:
1.
Zuerst eine Erneuerung der Thronbesteigung, wobei der König einen Mantel trug, der seinen Körper einhüllte. Dadurch erneuert man die königliche Macht, die ihm das Ritual der Thronbesteigung magisch verliehen hatte. Außerdem verjüngte er sich physisch, erwarb "Millionen von Jahren".
2. In einem zweiten Abschnitt traten die Königin und die königlichen Kinder auf. (Abb. oben)
3. Die dritte Zeremonie könnte die Identifikation des Königs mit Osiris sein, in deren Verlauf der König mit Hilfe der Großen seines Hofes am Morgen des Festes den Djed-Pfeiler aufrichtete. Diese Ansicht ist jedoch umstritten. Man kann noch darauf hinweisen, dass die Aufrichtung der Obelisken zu Regierungsbeginn eine ähnliche Bedeutung hatte.

Abb. oben: Hier tragen ägyptische Krieger ihre Waffen und Standarten zusammen mit Palmzweigen, um den Erfolg ihrer Mission zu feiern. Ausschnitt aus den Reliefs vom Totentempel der Pharaonin Hatschepsut, die von einer ägyptischen Handelexpedition in das Land Punt berichten; um 1500 v.Chr. (Bild: Elvira Kronlob)


Opet-Fest

Als eines der wichtigsten Feste des Landes wurde das Opetfest alljährlich mit einer Dauer von 27 Tagen in Theben abgehalten. Höhepunkt war die Prozession der Kultbarke des Reichsgottes Amun-Re, von Karnak in den 2,5 Kilometer entfernten Tempel von Luxor. Der Tempel von Luxor, das »Südliche Ipet«, wurde eigens für das jährliche Opetfest erbaut. Während des zweiten Monats der Nilüberflutung feierten die Ägypter dieses Fest.

Bildquelle. Carmen Wolfram

Bei dem von Hatschepsut gestifteten Fest erneuerte der Pharao seine Kräfte durch den Kontakt mit dem Reichsgott Amun. Bei den Zeremonien wurden die Kultstatuen von Amun, dessen Gemahlin Mut und deren gemeinsamem Sohn Chons auf heiligen Barken aus dem Tempel von Karnak getragen und nach Luxor gebracht.

Abb. links: Säulengang, Luxortempel
(Foto: Carmen Wolfram)


Im Allerheiligsten des Tempels von Luxor fand anschließend die rituelle Vereinigung von Amun mit der Mutter des regierenden Monarchen statt, damit diese erneut die königliche Lebenskraft Ka gebären konnte. Auf dem Höhepunkt des Festes betrat der König selbst das Heiligtum, verschmolz bei einem geheimen Ritual mit seinem neugeborenen Ka (= Lebenskraft. Eine Art geistiges Ebenbild) und erschien wieder als Sohn des Amun-Re, erfüllt mit göttlicher Kraft.

Auf Tempelreliefs sind die einzelnen Phasen dieses bedeutsamen Ereignisses dargestellt. Reliefs in dem von Amenophis III. erbauten Säulengang zeigen die Barken der thebanischen Göttertriade bei ihrer Reise über den Fluss. Unter den Augen einer großen Menschenmenge wurde sie dann im Tempel von Luxor von Tänzerinnen begrüßt und erhielt Opfergaben in Form von Fleisch und Brot. Hatten die Götter ihr Mahl empfangen und genossen, wurde es an die wartende Menge verteilt.
Das dunkle Allerheiligste des Tempels ist mit Szenen der geheimnisvollen Rituale dekoriert, darunter die Szenen der göttlichen Geburt, bei der Amun sich mit der Königinmutter vereinigte.

Schönes Fest vom Wüstental

Beim diesem Talfest geht der König, bekleidet mit einem luxuriösen Schurz und die hemhemet-Krone tragend zu Amun in dessen Tempel, um ihn zu einem Besuch des Tales (der Toten) im Westen von Theben einzuladen.


Der Fluss wurde mit der heiligen Barke überquert, die "von den Göttern gezogen" wurde. Der Gott Amun von Karnak, begleitet von Mut und Chons, und einem großen Gefolge an Bediensteten unternahm eine Prozession an das westliche Flussufer zu den verschiedenen Göttern in ihren Schreinen und zu den Tempeln von Gottkönigen, die dort ruhten. Diese Feier fand zu Ehren der Verstorbenen statt und anfangs lediglich im Gedenken an die Toten; als das Fest aber an Bedeutung gewann, scheint es auch Aspekte der Erneuerung und Verjüngung angenommen zu haben. Die Prozession der Götter, die von ihrem Heiligtum zu einem benachbarten Heiligtum zogen, stürzten das Volk oft in einen Freudentaumel, bei dem Schreie, Gesänge, Musik und Trinkgelage eher an der Tagesordnung waren als Andacht und fromme Meditation. Dies Fest scheint unter der Herrschaft Mentuhoteps im Mittleren Reich entstanden zu sein. Das Fest fand im zweiten Monat der Jahreszeit "schemu" (Erntezeit) statt.

Abb. oben: Prozessionsbarke mit dem heiligen Schrein des Amun, getragen von Priestern.
(Bild: Jörn Krause / Pixelio.de)


Min-Fest (Min = Fruchtbarkeitsgott)

Eines der wichtigsten landesweit begangenen religiösen Feste war das seit der Frühzeit inschriftlich und vor allem im Neuen Reich bildlich an vielen Tempelwänden bezeugte Fest des Fruchtbarkeits- und Urgottes Min. Das mit Opferdarreichungen und vielfältigen Kulthandlungen verbundene Fest verlief als ein feierlicher Auszug der Kultstatue des Gottes aus seinem Tempel. In Begleitung von Götterstandarten und den Statuen früherer Könige zog das von Priestern getragene Kultbild zu vorübergehendem Aufenthalt in andere Kultbauten. Dieser »Auszug des Min« war eng verbunden mit den Erntedankriten und zielte auf die Wiederbefruchtung der durch die Ernte "verletzten" Natur ab. Gleichzeitig war damit eine Herrschaftserneuerung für den König verbunden.
Dieses Fest des "Auszugs" von Min fand alljährlich im ersten Monat der Jahreszeit "schemu" (Erntezeit) statt.

Nilfeierlichkeiten

Natürlich waren die dem Nil zu Ehren begangenen Feste im ägyptischen Kalender von vorrangiger Bedeutung.

Die Feierlichkeiten wurden abgehalten, wenn das Wasser – etwa um die Sommersonnenwende – zu steigen begann. Im gleichen Verhältnis, in dem der Fluss das Land überflutete, um dort seinen unschätzbar wertvollen Schlamm abzulagern, nahm auch die Freude der Festteilnehmer zu.

Abb. links: Fruchtbarkeitsgottheit


Die Bauern aßen über mehrere Tage hinweg gemeinsam und betranken sich mit Bier, während sie auf das große Ereignis warteten, dass sich endlich die Tore der Tempel öffneten und die Priester für die Prozession herauskamen, bei der die Statue des Gottes am Ufer entlang getragen wurden und Hymnen an seine Macht angestimmt wurden.

Ägyptischen Kalendern zufolge, deren Daten aus der griechisch-römischen Zeit stammen, lassen sich einige der bedeutendsten Feste im ägyptischen Jahr folgendermaßen ansetzen:

Achet: Jahreszeit der Überschwemmung

Erster Monat:

Jahresbeginn; wag-Fest (Totentag) von Osiris; Fest des "Auszugs" von Osiris (Abydos); Thot-Fest; Fest der Trunkenheit (ein Fest der Göttin Hathor).

Zweiter Monat:

Fest Ptahs im Süden seiner Mauer (Memphis); Opet-Fest (Theben).

Dritter Monat:

Hathor-Fest (Edfu und Dendera).

Vierter Monat:

Sokar-Fest; Fest der Sachmet.

Peret: Jahreszeit des Wachstums

Erster Monat:

Nehebkau-Fest, Krönungsfest des heiligen Falken (Edfu); Min-Fest; Fest des "Auszugs" von Mut.

Zweiter Monat:

Siegesfest (Edfu); Fest des Großen Brandes.

Dritter Monat:

Fest des Kleinen Brandes. Fest des Amenophis.

Vierter Monat:

Fest der Renenutet.

Schemu: Erntezeit

Erster Monat:

Chons-Fest; Fest des "Auszugs" von Min.

Zweiter Monat:

Schönes Fest des Wüstentales (Theben).

Dritter Monat:

Fest der schönen Vereinigung (Edfu und Dendera).

Vierter Monat:

Fest von Re-Harachte; Neujahrsfest.

Epagomenen (5 Zusatztage, "Schalttage")

1. – 5. Tag

Fest von Osiris, Horus, Seth, Isis und Nephthys
(an fünf aufeinanderfolgenden Tagen gefeiert).

(Quelle Tabelle: "Die Welt der Tempel im Alten Ägypten" von R. Wilkinson, S. 98)

Musik im alten Ägypten



Abb. oben: Eine Flötenspielerin, die zum Tanz aufruft. Drei weitere Mädchen begleiten die Musik durch Händeklatschen. Fragment einer Gastmahlszene. Malerei auf Stuck aus dem Grab des Nebamun, Theben-West. Neues Reich.
(Bild: British Museum, London. Foto: Anja Semling)

Musik war in Ägypten allgegenwärtig. Geburten, religiöse Veranstaltungen, Bankette, einfache Freizeitvergnügen und sogar Feldarbeiten wurden von Musik begleitet. Musik wurde in früher Zeit vor allem von Männern gesungen und auch gespielt. Im Neuen Reich dagegen vor allem von Frauen. Gesang wurde immer von einfachem Händeklatschen oder Instrumenten begleitet.
Es waren im allgemeinen professionelle Musiker und Musikerinnen, die man zum Beispiel für Bankette anheuerte. Die Tempel beschäftigten einige Musiker, es gab aber auch musizierende Priester, vor allem Harfenspieler. Die Frauen im Harem verbrachten ihre Freizeit mit Musizieren, womit sie ihren Gatten bei seinen Besuchen unterhielten. Sogar der Pharao nahm bei verschiedenen Gelegenheiten im Kult an Gesang und Tanz teil.

Im alten Ägypten war es das Vorrecht der Frauen, an Festzügen teilzunehmen, zu singen zu tanzen und Musikinstrumente zu spielen. Auf Umzügen zu Ehren der Götter sind Priesterinnen häufig mit ihren jeweiligen Gerätschaften dargestellt. Es galt als ganz selbstverständlich, dass die Königin persönlich einige dieser liturgischen Zeremonien übernahm.

Tanz
TänzerInnen traten bei Begräbnissen und bei Feierlichkeiten, an Festtagen und bei Gastmählern auf. Es waren vor allem Frauen – ausgebildete Dienerinnen oder junge Sklavinnen – mit geschmeidigen Körpern und professionelle Artisten, die für den jeweiligen Anlass engagiert wurden.

Die Frauen tanzten im heiligen Kult oder zur Unterhaltung der Zuschauer. Gesellschaftstanz von Frauen und Männern miteinander war unbekannt.

Abb. links: Laute
British Museum, London
(Foto: Anja Semling)

Die alten Ägypter machten auf verschiedenen Instrumenten Musik:

  • Flöte: Langflöte, Doppelflöte, kurze Flöte, Oboe – die Flöte ist ein sehr altes Instrument.
  • Kastagnetten oder Klappern – die ältesten in Ägypten belegten Musikinstrumente.
  • Sistrum und Tonrassel – das Sistrum war Kultobjekt der Göttin Hathor. (Abb. rechts)
  • Harfe, Laute – die Harfe war das häufigste Musikinstrument. (Abb. oben)
  • Trompete – diente hauptsächlich militärischen Zwecken.

Bild: Stefan Eggers

Bildquelle: Anja Semling


Trompete und Stopper
Unter den vielen ägyptischen Musikinstrumenten, gehört die Trompete offenbar allein dem militärischen Bereich an. Sie dürfte für die Übermittlung von Kommandosignalen benutzt worden sein. Den Stopper verziert die typische Lotosblüte.

Bildquelle: Anja Semling

Kastagnetten (Abb. links), auch Klappern genannt, haben sich in frühester Zeit aus Waffen entwickelt. Mit der Zeit nahmen die Kastagnetten die Form menschlicher Hände an Aus Holz oder Knochen geschnitzt. Man gab solche Klappern häufig mit in die Grabausstattung, um böse Geister zu vertreiben.

Gesang
Ein wesentlicher Bestandteil der »Schönen Künste« im pharaonischen Ägypten muß die Musik gewesen sein, denn allenthalben an Grabwänden stellte man Lautenspieler, Harfner, Musikanten mit Trommeln, Tamburins, diversen Blasinstrumenten und sogar Göttin Hathor meist mit der Rassel, dem Sistrum, und mit Perlenhalsbändern, Menit, zum klirrenden Geräuschemachen dar. Man sang damals wie heute bei der Feldarbeit, auf den Nilbooten und vor allem während der Begräbnisriten Trauergesänge, wie Herodot meint: … »was immer mir unter den wunderbaren Dingen in Ägypten am besten gefiel, ist ein Lied, von dem ich nicht weiß, woher es stammt«.

Abb. rechts: Musikerinnen beim Musizieren; Eine spielt auf der Harfe, die Andere auf der Laute und die Dritte ganz links auf einer Flöte.
Detail im Grab des Nacht, TT 52.
(Foto: Elvira Kronlob)


Dass die ersten Christen aus den altägyptischen Melodien das religiöse Liedgut ihres neuen Glaubens schöpften, bestätigt schließlich im ersten nachchristlichen Jahrhundert Philos aus Alexandrien. Und tatsächlich folgen die Litaneien der koptischen Kirche auch heute noch der uralten siebentonigen Stufenleiter im A, -E, -O usw. Ton im Chorgesang und ohne instrumentale Begleitung.

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