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Schönheitskult

In Ägypten war die Schminke bereits rund 2000 Jahre vor den Pyramiden von Bedeutung. Die Ägypter schminkten ihre Augen mit grünem Malachit oder grauem Bleiglanz. Auf das Schminken der Augen legten die Ägypter besonderen Wert. Die Verschönerung diente auch zum Schutz der Augen vor allzu hellen Sonnenstrahlen. In dynastischer Zeit stand zur Befriedigung der Bedürfnisse ein üppiges Arsenal bereit: Henna für Fuß- und Fingernägel, roter Ocker für Lippen und Wangen, Myrrhen- und Lilienöl sowie weitere Essenzen zum Parfümieren des Körpers, Pinzetten und Klingen zum Entfernen störender Haare. Es gab aber auch medizinische Zaubermittel gegen Haarausfall: Fett von Tieren.

Nefer (nfr) hieß das magische Wort im alten Ägypten, das bedeutet: schön, vollkommen, perfekt. Neferet oder Nefret oder Nofret (nfr.t) = Die Schöne

Abb. links: Hieroglyphen-Schreibweise von Neferet


Doch wirklich vollkommen schön – das waren offensichtlich nur die Gottheiten. Aber die Menschen strebten danach, wenigstens annähernd so zu sein wie sie. Allen voran der Pharao und die königliche Familie. Im ägyptischen Verständnis waren auch Gottheiten ähnlich wie Menschen einem Alterungsprozeß unterworfen – um sie "nefer" zu erhalten, war es ein Dienst des Menschen, sie zu pflegen und zu verwöhnen. Der Pharao hatte göttliche Ahnen, er sollte gottgleich vollkommen sein und sich herausheben aus der Masse. Also wurde der Herrscher auch gottgleich, rituell gesalbt und geschmückt.
Der Pflege und Schönheit fühlten sich nicht nur der Pharaonenhof, sondern auch die kleinen Leute verpflichtet. Es war ein Muß, sich mindestens einmal täglich zu waschen, mit besonderen Geräten abzuschaben und einzuölen. Ein wichtiger Bestandteil der altägyptischen Körperpflege war das Salben und Ölen.

Seife gab es noch nicht, man wusch sich allenfalls mit sodahaltigem Wasser. Das einfache Volk reinigte und cremte sich mit billigem Rizinusöl, den Reichen standen Rosenöl oder andere teure Präparate zur Verfügung. Verschiedene Toilettengegenstände bewahrte man in Kästchen aller Größen und Materialien auf.

Abb. links: Handspiegel.
Statussymbol der vornehmen Frau; Spiegel sind schon seit der Frühzeit (um 3000 – 2670 v.Chr.) belegt.
British Museum, London (Foto: Anja Semling)


Wegen der verschwenderischen Anwendung von Ölen, Salben, Duftstoffen und Schminke in den Tempeln, am Hof und im Volk mußten immer wieder Expeditionen aufbrechen, um in weit entfernten Ländern nach neuen Rohstoffquellen zu suchen. Man weiß, dass es in Ägypten eine hochentwickelte Kosmetikindustrie gab, um dem kultischen und profanen Bedarf gerecht zu werden.

Abb. oben: Schminkutensilien und Pulver wie z.B. Ocker, Kalk, Malachit, Bienenwachs.
(Rekonstruktion) Colombi Museum, Freiburg. Foto: Anja Semling


Der Schönheitskult war nicht nur eine weibliche Angelegenheit: auch Männer schminkten sich (jedenfalls die höhergestellten) und sie hatten wohl auch das Problem, die Enfernung ihrer Körperhaare. Das hygienische und ästhetische Ideal war eben ein vollkommen haarloser, gereinigter und gesalbter Körper. Zu manchen Zeiten galt ein dünnes Bärtchen auf der Oberlippe, oder ein Kinnbart oder beides als modisch. Nur der Pharao trug bei zeremoniellen Anlässen immer einen Kinnbart – künstlich.

Die alten Ägypter schützten ihr Haar durch Öle und fetthaltige Substanzen vor zu starkem Austrocknen. Vor allem in den Gräbern des Neuen Reiches wurden immer wieder Damen und Herren einer Festgesellschaft gezeigt, denen Dienerinnen sog. Salbkegel auf den Kopf setzen. Man vermutet, dass diese vorzugsweise mit Myrrhe aromatisierten Salbkegel, im Verlaufe des Festes schmolzen und über die Perücke oder Kopfhaut liefen und so eine Art »Öl- oder Duft-Depot« darstellten.

Abb. oben: Damen bei Festlichkeiten mit üppigen Perücken und parfümierten harzigen Salbkegeln auf dem Kopf, die langsam anfingen zu schmelzen und einen wohlriechenden Duft verbreiteten. Frauen saßen bei Festlichkeiten für gewöhnlich einträchtig, getrennt von den Männern, am anderen Ende des Saales. Detailszene aus einer Wandmalerei im Grab des Nebamun; Neues Reich. British Museum, London. (Foto: Anja Semling)

Abb. oben links: Kamm aus Holz, rechts: Haarnadeln
Colombi-Museum, Freiburg. (Foto: Anja Semling)


Perücken & Frisuren

Eine besondere Eigenart der Ägypter war es, in der Öffentlichkeit Perücken zu tragen.

Abb. links: echtes Menschenhaar aus dem alten Ägypten. British Museum, London. (Foto: Anja Semling)


Den Perücken hingen meist lange Lockensträhnen; bis auf die Brust. Der Perückenmacher war ein eigener Beruf, und es bedurfte großer Kunstfertigkeit, diesen Kopfschmuck herzustellen und zu pflegen. Er wurde aus Menschenhaar angefertigt, das zuweilen mit Pflanzenfasern und Tierhaaren »gestreckt« und mit Bienenwachs in der richtigen Form gehalten wurde. Die Frisuren waren außerordentlich aufwändig. Es gehörten komplizierte Flechttechnik und Verwebtechniken mit Schmuck und Tonperlen dazu, die großes Geschick erforderten. Aus künstlichen Haarteilen formte man fantastische Haartrachen und Perücken.

Diese dienten als Schmuck und ebenso als Statussymbol, der Träger. Junge Männer trugen an den Seiten lange Locken, die sog. "Seitenlocke". Auf königlichen Häuptern waren diese das Zeichen des Kronprinzen.

Abb. rechts: Frau mit üppiger Perücke, Schönheitssymbol und erotisches Merkmal der Frauen am Hofe. Holzstatuette.
Louvre, Paris (Foto: Jon Bodsworth)


Abb. oben: Frauen und Männer die Perücken tragen während einer Trauerprozession. Gemälde im Grab des Roy, West-Theben, 19. Dynastie (Foto: Elvira Kronlob)


Perfekte Schönheit – Neferu

Viele Königinnen des alten Ägypten gelten auch heute noch als Ikonen der Schönheit – das bekannteste Beispiel ist wohl Nofretete, das heißt: "die Schöne ist gekommen". Nofret = Die Schöne.
Und das als Schönheitsideal geltende schmale Becken der Ägypterinnen, konnte man auch an nicht wenigen Frauenmumien feststellen.

Der Gott Nefertem (= "Der ganz Vollkommene") war der altägyptische "Gott der Schönheit", "Salbengott" und Gottheit des ersten Lotos sowie ein jugendlicher Urgott überhaupt. Nefertem wurde mit der blauen Lotosblüte als "Herr der Duftstoffe" gleichgesetzt.

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