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Stein-Architektur > Pyramiden > Bau der Pyramiden

Pyramidenbau im Alten Ägypten

Nach einer frühen religiösen Vorstellung der Alten Ägypter ist die Pyramide in ihrer reinsten Form ein steingewordener Sonnenstrahl. Diese Aussage ist die "Sonnenstrahl-Theorie" aus der Ägyptologie. Weltweit kann man nämlich bei bestimmter Wetterlage folgendes Phänomen am Himmel beobachten: Tagsüber, besonders bei mit Wolken bedecktem Himmel, wenn sich aus der Sicht-Position des Beobachters, ein Wolkenloch öffnet, so formen die durchkommenden Sonnenstrahlen oft ein deutliches Dreieck, das einer Pyramidenform gleicht. Diese Naturbeobachtung scheint die Ägypter inspiriert zu haben?!
Dieser steingewordene Sonnenstrahl diente der Seele des verstorbenen Pharaos (Gottkönig) in den Himmel zu seinem wahren Vater, dem Sonnengott Re, zu gelangen.

Bild Retusche: Anja Semling


Vor dem eigentlichen Pyramidenau ließen sich die Gott-Könige zunächst in Hügelgräbern, dann in sogenannten Mastabas bestatten und wurden unter der Erde in einer Grabkammer beigesetzt. Zur Zeit der Pyramiden wurde die Grabkammer dann oberhalb der Erde angelegt, von wo aus die Seele des Toten in den Himmel gelangen konnte und auch wieder zurück.

Ein Spruch aus den Pyramidentexten sagt (zum König):

» … eine Treppe zum Himmel ist für dich errichtet,
zu den unvergänglichen Sternen …«

Über die symbolischen Stufen seiner Pyramide konnte der König beliebig aufsteigen oder auch zur Erde zurückkehren … Zu Snofrus Zeiten, zu Beginn der klassischen Pyramide und des Re-Kultes empfiehlt ein Spruch aus den Pyramidentexten dem König:

»Möge der Himmel die Sonnenstrahlen stark machen für dich, so dass du aufsteigen mögest als das Auge des Re«

oder ein anderer Spruch (an den Sonnengott Re):

»Ich (der König) habe deine Strahlen für mich bestimmt als eine Treppe unter meinen Füßen, über die ich aufsteigen werde …«

Diese Aussage besagt, dass die frühen Pyramiden womöglich als Treppe in den Himmel bezeichnet werden. Mit den folgenden glatten Pyramiden könnten die Ägypter auch das Ziel verfolgt haben, damit den Pharao in den Himmel gelangen zu lassen. – Es ist auch möglich in der Form der glatten Pyramiden lediglich eine konsequente Weiterentwicklung der ersten Stufenmastabs zu sehen.

Bau der gigantischen Pyramiden

Wie die Pyramiden im Alten Reich errichtet wurden, weiß man bis heute noch nicht mit Sicherheit, aber man kennt die Bautechniken der Alten Ägypter – Methoden mit denen sie wahrscheinlich beim Bau ans Werk gingen.
Der einstige Pyramidenbau war ein so großes Projekt, dass zehntausende Arbeiter – Landarbeiter und Bauern, jedes Jahr damit beauftragt wurden. Gebaut wurde das ganze Jahr hindurch! Drei bis vier Monate während der Nilflut hatten diese sowieso wenig oder garkeine Arbeit auf den Feldern. Aber auch ausgebildete Kräfte, die ganzjährig an den Pyramiden arbeiteten gab es zuhauf. Diese lebten in einem errichteten Dorf nahe der Pyramidenbaustelle. In den Steinbrüchen verrichteten schätzungsweise 1500 Männer täglich ihre Arbeit.

Die Vorläufer der Pyramiden sind die Mastabas

Genaue Untersuchungen belegen, dass die Pyramide aus einer Mastaba entstanden ist. »Mastaba«, ein arabisches Wort, bezeichnet einen fünf bis zehn Meter hohen rechteckigen künstlichen Berg, dessen Seiten mit Steinen geböscht wurden und unter dem sich ein 5 bis 10 Meter tiefer Schacht befindet, der den Sarg aufnahm. Dieser Schacht wurde nach dem Begräbnis mit Steinen verschlossen. Im Laufe der Entwicklung wurde die Mastaba ausgehöhlt, d.h. es wurden Kammern ausgespart, die immer grösser und vielfältiger angelegt und mit Reliefs geschmückt wurden, die das tägliche Leben des Begrabenen schilderten. Die Mastaba ähnelte einem Palast, jedoch haben die Räume keine Türen.

Mastabas wurden auch mit Vorrats- und Verehrungsräumen ausgestattet, so dass die Seele des Verstorbenen weiter existieren konnte und die Opfergaben symbolisch entgegen nahm.

Abb. rechts: Mastaba in Meidum.
(Foto: Stefan Eggers)


Noch vor den Mastabas ließen sich die frühzeitlichen Könige in sogenannten Grubengräber(-variationen) in Abydos begraben – einige Forscher sehen darin aber bloss Scheingräber (Kenotaphe).

Quelle und Copyright: Anja Semling

Die ausgegrabenen Mastabas in Sakkara konnten diese Wissenschafler frühdynastischen Königen der 1. Dynastie, wie z.B. Hor Aha, und hohen Beamten zuordnen.

Abb. links: Aufbau einer Mastaba:
oberirdischer Bau; unterirdisch die Schächte mit Grabkammer.


Stufenmastaba

König Djoser aus der 3. Dynastie und sein Baumeister Imhotep setzten drei Mastabas übereinander. Doch das Gebäude schien des Königs nicht würdig; eine einseitige Ummantelung wurde vorgenommen und noch zwei Stufen daraufgesetzt. Die Mastaba des Königs Djoser, die als Stufenmastaba bezeichnet wird, besitzt eine rechteckige Grundform von ca. 110 Meter auf 121 Meter. Ihre Stufen steigen bis zu einer Höhe von ca. 60 Meter empor. Unter der Mastaba, im Felsboden, befindet sich ein ganzes System von Kammern und Gängen. Die Stufenmastaba selbst liegt asymmetrisch in einem grossen, von einer wunderbar gehauenen Mauer umsäumten Gelände. In dieser Mauer fassen wir den ersten gehauenen Steinbau der Welt. Die Arbeiter Djosers gruben eine tiefe Grabkammer und erweiterten den Oberbau in mehreren Abschnitten.
In der 4. Dynastie unter Snofru wurden die Meidum-Pyramide, die Knickpyramide und die Rote Pyramide, die erste richtige Pyramide, im Alten Reich erbaut. Es folgte die größte klassische Pyramide in der Geschichte Ägyptens, die Cheops-Pyramide in Giseh.


Die ersten Schritte beim Pyramidenbau

Heerscharen von Arbeitern beginnen mit dem Bau der Pyramide für ihren Gottkönig. Bauern schaffen den Sand weg, nachdem der Bauplatz für die Pyramide bestimmt wurde. Die Pyramiden wurden immer auf der westlichen Seite des Nils erbaut, der Westen das Reich der Toten und der Osten das der Lebenden. Steinmetze schlagen Rinnen in das Felsplateau, die als Rinnensystem mit Wasser gefüllt, als Nivellierungsmesser für das Fundament dienen. Die Pyramide wird um einen natürlichen Felsstumpf herum erbaut. Dieser sorgsam terrassierte Felsstumpf (auch »Grabhügel« im religiösen Sinne) bringt eine enorme Arbeitsersparnis für die Ägypter mit sich, da mit dem Felskern(-stumpf) schon ca. 94 % des Volumens des Pyramidenstumpfes eingespart wurden.

Da das Grabmal auf die "ewigen Sterne" – die Ägypter nannten diese "die Unzerstörbaren" (Zirkumpolarsterne) und die aufgehende Sonne gerichtet sein muss, werden als nächstes Norden und Osten bestimmt. Über den Kanal und den Aufweg kommt das Material, tonnenschwere Steinblöcke, die aus den umliegenden Steinbrüchen abgebaut wurden, die Schlepptrupps mit Holz-Schlitten ziehen.

Abb. rechts: Fugen Cheops-Pyramide
(Foto: Stefan Eggers)


Im Steinbruch arbeiten die Steinmetze mit ihren Kupfermeißeln. Die Steinbrecher meißeln zuerst die Seiten der Quader frei, kriechen dann darüber hinweg und trennen die Rückseite vom Felsen ab. Entlang der jeweiligen Grundlinie hineingetriebene Holzkeile lösen sie die Blöcke heraus. Erst an der Baustelle werden sie mit Kupfersägen form- und paßgerecht zugeschnitten. Schlepptrupps ziehen die rohen Quader zu den wartenden Schiffen.

Es kam sogar vor, dass um die 200 Mann einen einzigen Felsblock zu den Pyramiden auf Holzschlitten zogen. Um den Holzschlitten besser fahrtüchtig zu machen, mussten einige Männer Wasser auf den Sand sprenkeln, worüber die Schlitten mit dem Steinblock gleiteten. Bildhauer meißeln zwischenzeitlich Statuen für das Königsgrab.

Mit den Jahren wächst das Grabmal; Schicht um Schicht baut sich die Pyramide auf – vermutlich von innen nach aussen.

Quelle: Peter Funk

Abb. oben: Gesteinsmassen der Cheopspyramide (Foto: Peter Funk)


Zur Nordseite hin ragen die Wände eines schräg nach unten führenden Schachtes aus den Steinlagen heraus. An seinem Ende, im Kern der Pyramide, nimmt die Sargkammer langsam Gestalt an. Nachdem das Fundament fertig verlegt war, hat man zuerst den großen Sarkophag an seinen Bestimmungsort gebracht. Mit dem Ansteigen der Pyramidenschichten (Schichten ähnlich einer Zwiebel) wuchsen auch die Wände der Kammer nach oben. Nun fehlt noch die Abdeckung. Dazu wird die Kammer mit Sand gefüllt. Arbeiter hieven mit hölzernen Stemmbalken die gewaltigen Decksteine in die richtige Position; der Sand stützt den jeweiligen Block ab, bis der gegenüberliegende dagegenlehnt. Abschließend wird der Sand entfernt.

In den emporwachsenden Pyramiden-Schichten versinkt die Kammer wie in einem steinernen Tuch. Das spitze Dach des Raums fängt nun das Gewicht der darüberliegenden Gesteinsmassen auf und leitet es seitlich ab. Zwischen den einzelnen Blöcken klaffen Spalten, da sie mit den seitlich benachbarten nicht exakt abzuschließen brauchen. An Ober- und Unterseite müssen sie waagrecht sein.

Abb. oben: Steinkugel aus Dolerit, ca. 16 cm Durchmesser. Aus diesem sehr harten Stein machten die Ägypter Werkzeuge. Mit Dolerit war es z.B. möglich Granit zu brechen. Diese sogenannten Doleritkugeln, wurden auch beim Bau der Pyramiden eingesetzt.
(Ägyptisches Museum Hildesheim, Foto: Anja Semling)


Wahrscheinlich über eine Rampe aus luftgetrockneten Ziegeln und Schutt schleppen Arbeitertrupps die schweren Blöcke zur anwachsenden Pyramide hinauf. (Hinweis: Es gibt Belege für solche Rampen, von denen man die Schuttablagerungen fand.)
Einige Männer transportieren das Wasser, andere wiederrum tragen Balken, mit denen die hölzernen Schlitten blockiert werden können, wenn die Schlepptrupps eine Pause einlegen. Steinmetze bringen die Blöcke in der Durchgangsstation unten auf das erforderliche Maß. Oben angekommen werden sie von den Bauleuten in die richtige Position verlegt. Diese können an den Außenkanten auf einem schmalen Steg aus Ziegeln stehen, der das gesamte Bauwerk einhüllt und gemeinsam mit der Pyramide und der Rampe nach oben wächst.

Ein vergoldeter Pyramidion bildet den krönenden Abschluss der jahrelangen Mühen. Es dauert jedoch noch Monate, bis die Arbeiter die abgeschrägten Verkleidungsblöcke geglättet und poliert haben. Diese Verkleidungsblöcke sind heute jedoch fast vollkommen verschwunden, nur noch einige wie die Chefren-Pyramide, die Knick-Pyramide (Abb. unten) sowie die Meidum-Pyramide, tragen noch Reste davon. Im Mittelalter wurden ausgerechnet diese Verkleidungssteine für den Bau einer Moschee in Kairo verwendet. Die Pyramiden hatten eine quadratische Basis und eine zu einer Spitze aufsteigende Diagonale.

Die Erbauer mussten jede Pyramide mit einem glatten Mantel umschließen. Dies taten sie mit feinen weißen Kalksteinblöcken, die zurechtgemeißelt wurden.

Abb. links: gut zu erkennen sind hier sogenannten Verkleidungsblöcke (auch Ummantelung genannt), der Knick-Pyramide in Dashur. (Copyright Foto: Jon Bodsworth)


Das Grabmal ist vollendet und der König wird zur letzten Ruhe gebettet. Die Arbeit der Totenpriester beginnt …

Quelle und Copyright: Anja Semling


»In der modernen Ägyptologie geht man heute davon aus, dass die grundlegende Orientierung der Pyramidenkanten nach Norden erfolgte. Da die Nordausrichtung der Pyramiden primär eine himmelsorientierte Einprägung ist, beziehen sich die meisten der bisher diskutierten Messmethoden auf astronomische Aspekte, insbesondere auf die Einbeziehung gewisser nie unter dem Horizont verschwindender Zirkumpolarsterne, die man im alten Ägypten aufgrund ihrer ganzjährigen Sichtbarkeit am nächtlichen Himmel im Sinne von "Beständigkeit" oder "Unsterblichkeit" interpretierte und als Ziel der göttlichen Himmelfahrt der Könige ansah.« (zitiert: Dr. Rolf Krauss)


Herodot, Geschichtsschreiber aus der Antike, über den Pyramidenbau

Herodot erzählt: »... Der Bau dieser Pyramide [Cheopspyramide] ging so vor sich: abgestuft wie Treppen oder wie Absätze oder Altarstufen, wie man's auch nennen kann. Nachdem sie das Unterste gelegt hatten, hoben sie die weiteren Steine mit Hebewerken, die aus kurzen Balken gebaut waren, und so hoben sie die vom Boden auf den ersten Absatz der Stufenfolge. Und wenn ein Stein dann auf ihm war, wurde er auf ein weiteres Hebewerk gelegt, das auf der ersten Stufe stand, und von dieser Stufe wurde der Stein, mit dem weiteren Hebewerk, auf die zweite Stufe gehoben. Denn soviel Stufen es waren, soviel Hebewerke waren es auch; oder es war auch dasselbe Hebewerk, ein einziges nur und leicht zu transportieren, und das schafften sie von Stufe zu Stufe, nachdem sie den Stein von ihm weggenommen hatten. Denn ich wil beide Arten angeben, so wie man es mir auch erzählt hat. Fertig gemacht wurde nun zuerst das Oberste, dann machten sie das jeweils Anschließende fertig, und erst zuletzt machten sie's endgültig fertig, mit dem Untersten, dem auf dem Boden.«

Buch-Tipp

  • Der Bau der Pyramiden im Alten Ägypten
  • von Frank Müller-Römer
    (Ägyptologe und Ingenieur)
  • Verlag: Herbert Utz Verlag
  • Umfang: 448 Seiten
  • Buchformat: 24 x 17 cm
  • Hardcover
  • Mit Fotos und Illustrationen
  • Erscheinungsdatum: September 2011
  • ISBN: 978-3-8316-4069-0
  • 39,– Euro
  • Gibt's bei Amazon


Ägyptenfans, die sich insbesondere für die Pyramiden interessieren, sei dieses Buch "Der Bau der Pyramiden im Alten Ägypten" sehr zu empfehlen. Vorliegendes Buch, erschienen 2011 im Utz-Verlag, ist von dem Ägyptologen und berufserfahrenen Ingenieur Frank Müller-Römer geschrieben worden. Reich illustriert mit vielen anschaulichen Begleitabbildungen und Schwarzweiß-Fotografien, steigt der Leser damit tief ein in die Welt des Pyramidenbaus, aus der Sicht der Wissenschaft. Der zentralen Frage, der das Buch nachgeht – nämlich wie die Pyramiden damals von den Ägyptern im Alten Reich erbaut worden sind, ist Kernthema. Viele Theorien gibt es bislang, doch keine davon ist in-sich hundertprozentig stimmig; dies verdeutlicht der Autor plausibel mit vorliegender Veröffentlichung.

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