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Schöpfungsmythen

Weltschöpfungsakt – Urzeit im alten Ägypten

Den verschiedenen altägyptischen Schöpfungsmythen ist das Grundkonzept der »Urzeit« gemeinsam, in der der Kosmos entstand. Diese Zeit wird von einigen Schöpfungsmythen mit »Nun« – dem Wasser des Chaos – gleichgesetzt. Aus diesem Urgewässer des Chaos entstieg ein Erdhügel, welcher die Insel der Schöpfung formte.

Nun. Quelle: Anja Semling

Nun steht am Anfang des "Sein".
Nun bedeutet auch das "Nichts".
Symbol des Nichts, das der Schöpfung vorausgeht.

Abb. links: Kosmischer Urgott, Nun
(Grafik: A. Semling)


Die alten Ägypter besaßen nicht nur eine große, vielfältige Götterwelt, sondern daneben verschiedenartige Mythen zur Erklärung des Unerklärbaren. Jedes bedeutende religiöse Zentrum hatte eine eigene Version von der Entstehung der Welt.
Die Priester von Heliopolis schrieben die Schöpfung ihrem Gott Atum zu, den sie mit dem Sonnengott Re identifizierten und in rein menschlicher Gestalt darstellten. Ihre Theorie hatte das Erscheinen des Lichtes in der Dunkelheit zum Mittelpunkt:

Schöpfungsmythos von Heliopolis

»Große Neunheit« von Heliopolis

»Neunheit« – griechisch: Enneade
»Gruppe von Neun« – altägyptisch: pesedjet

Hierbei handelt es sich um die Entstehungsgeschichte von neun Göttern, die die Urmächte der geordneten Welt darstellen. Dieser Mythos, entwickelt von der Priesterschaft von Heliopolis, nennt drei Generationen von Göttern, die aus dem Schöpfer, dem Sonnengott Re-Atum-Chepre, hervorgingen:
Der Sonnengott Atum schlüpfte als Kind aus einer Lotosblüte, die in dem Urgewässer wuchs.
Durch Selbstbefruchtung schuf Re-Atum-Chepre die Luftgottheit Schu und die Wassergottheit Tefnut, die wiederum den Erdgott Geb und die Himmelsgöttin Nut hervorbrachten. Diese zeugten Osiris, Isis, Seth und Nephthys. Die »große Neunheit« von Heliopolis, festgelegt durch die Priester in Heliopolis um 3000 v.Chr.

Bildquelle: Sönam Tharchin


Die Generationen der Ur-Götter:
Atum* > Schu und Tefnut > Geb und Nut > Osiris, Isis, Seth, Nephthys

*Atum verschmolz später unter dem Namen Re-Atum mit der Sonne; und fungierte somit nicht nur als Schöpfer des Seins sondern auch als fortwährender Erhalter bis an der Zeiten Ende.



Weitere Version:
Wie nach jeder Nilschwelle regelmäßig aus den Wassern schlammartig Inseln und schließlich das lebensnotwendige Fruchtland wieder auftauchte, so ähnlich stellte man sich schon frühzeitig den Weltschöpfungsakt vor. Denn alles Leben kam offensichtlich aus dem Wasser, mußte einem Urozean entstiegen sein, in dem vor der Entstehung der Welt die acht Urgötter als chaotische Elemente herrschten:

Hermopolitanische »Achtheit«

Dort personifizierten Nun und Naunet (das Urgewässer) als erstes Paar diese anfangs schlangen- und froschgestaltige »Achtheit«, verkörperten das Urwasser im Chaos der Elemente, Huh und Hauhet – der unendliche, zeitlose und formlose Raum vor der Weltschöpfung, Kuk und Kauket die triste, präexistentielle Urfinsternis, umgeben vom leeren Nichts der Unendlichkeit, von Amun und Amaunet, (Amun »der Verborgene«) – Personifikation des Unsichtbaren, verborgenen Lufthauchs, der das Urgewässer bewegte, und damit die Welterschaffung auslöste, war es, der alle diese elementaren Mächte zum Chaos zusammengeweht hatte, er faßte und gestaltete den Schöpfungsplan, erschuf sich aus sich selbst heraus und dann die ganze andere Welt.
Bedeutsamstes Ereignis im Angesichte der acht Urgötter aber wurde das Erscheinen der Sonne. Eine (von mehreren!) Entstehungs-Version der Sonne ist: dass aus einer dem Urozean entwachsenen Lotusblüte die Sonne in Gestalt eines strahlenden Knaben hervorgegangen sein soll, »der aus der Lotosblüte emporstieg«, der Sonnengott Re.

Am Anfang des Götterglaubens im alten Ägypten
standen die Schöpfungsgmythen

Der Götterglaube gründet in und kam von den Kosmogonien.
Drei davon haben sich am Anfang des vereinten Ägypten durchgesetzt: nämlich die heliopolitanische, die hermopolitanische und die der Priesterschaft. Noch früher während der Herrschaft der Gaue besaß sogar jedes Gau eine eigene Kosmogonie – inspiriert noch durch Naturphänome. Die drei erstgenannten fanden im Gedankengut der alten Ägypter aber einen Platz und so kam es zu dem Glauben an die vielen Götter.

1. Heliopolitanisches System: Urgott Atum von selbst entstanden im Nun (Urgewässer) er wiederum schuf: Schu und Tefnut, diese schufen: Geb und Nut, und diese wiederum zeugten: Osiris, Isis, Seth, Nephthys. Oft ist in den Mythen und Legenden von Heliopolis vom »universellen Herrn« die Rede, dem Schöpfergott von Heliopolis. Es handelt sich dabei um die Sonne an sich, doch wird diese stets umschrieben mit Chepre, Atum-Re, Re Atum-Chepre, Re-Atum usw. In Heliopolis der »Stadt der Sonne« wird zu Atum gebetet. Hier entwickelte die Priesterschaft eine eigene Kosmogonie, die sich um einen Schöpfergott und neun Urgottheiten rankt: der große Schöpfungsmythos von Heliopolis. In ihm wird berichtet, dass vor der Schöpfung nur Nun, das Chaos oder das Nichts, existierte.
»Der König als lebende Inkarnation des Gottes Horus«: Dem Pharao wurde durch den Schöpfungsmythos, dem heliopolitanischen System, ein ganz besonderer Status zugesprochen: nämlich durch ihn – den Pharao – verkörperte sich der Gott Horus weiterhin auf Erden.

2. Hermopolitanisches System: entworfen in der prädynastischen Zeit (?), Schöpfergott ist Thot, der durch sein Wort eine Achtheit von Gottheiten schuf. Diese setzten auf dem Urhügel tatenen ("herausragende Erde") inmitten des Nun ein Ei ab, aus dem die Sonne schlüpfte, die sich dann in den Himmel erhob.Hier ist der Nun ein aktives Prinzip von göttlichem Charakter.

3. Kosmogonie der Priesterschaft: in Memphis von Theologen aufgestellte Schöpfung, die am Anfang durch das Wort entstand. Ptah, ein Urgott, entwarf die Welt durch seine Intelligenz und erschuf sie durch das Wort. Er war umgeben von weiteren Göttern, die alle Teile seiner selbst waren oder verschiedene Erscheinungsformen (Horus war seine Intelligenz beispielsweise).
Im Laufe der Zeit erfanden die Priester andere Gottheiten und gaben ihnen Form und Aussehen, um sie dem Volke näher zu bringen.

4. In einer weiteren Kosmogonie – aber nur sekundär – ist es Chnum, der auf seiner Töpferscheibe alle Formen der Schöpfung modellierte.

5. Thebanische Theologen waren davon überzeugt, dass ihr Gott Amun die Welt geschaffen hatte.

6. Im Mittleren Reich dachten die Ägypter, dass die Menschen aus den Tränen des Sonnengottes entstanden waren.

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